Was ist der AI Act?
Künstliche Intelligenz (KI) ist aus Unternehmen nicht mehr wegzudenken – von Automatisierung über Kundeninteraktion bis hin zu personalisiertem Marketing. Doch mit der wachsenden Nutzung steigt der regulatorische Druck. Der AI Act, die weltweit erste umfassende EU-Verordnung zu KI, soll Transparenz, Fairness und Sicherheit gewährleisten und setzt damit international neue Standards. Für Unternehmen bedeutet das neue Pflichten: von der Kennzeichnung KI-generierter Inhalte bis zur Risikoklassifizierung von Anwendungen. Jetzt gilt es zu prüfen, ob bestehende Systeme den Anforderungen des AI Acts gerecht werden oder ob Handlungsbedarf besteht.
Wann gilt der AI Act?
Der AI Act wurde am 1. August 2024 verabschiedet. Die Umsetzung erfolgt schrittweise:
- Ab 2. Februar 2025: Verbot besonders riskanter KI-Systeme (z. B. Social Scoring).
- Ab August 2025: Transparenzpflichten für begrenzte Risiko-KI (z. B. Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten).
- Ab 2026/2027: Strengere Regeln für Hochrisiko-KI.
Unternehmen, die den AI Act nicht einhalten, riskieren hohe Geldstrafen. Frühzeitige Compliance-Maßnahmen und eine strategische Bewertung bestehender KI-Anwendungen sind deshalb entscheidend – besonders für datengetriebene Prozesse im B2B-Vertrieb oder Online-Marketing.
Welche KI-Anwendungen betrifft der AI Act?
Unternehmen setzen KI bereits für Leadgenerierung, personalisierte Werbung oder Chatbots ein. Auch KI-gestützte Content-Erstellung – etwa mit ChatGPT oder Google Gemini – sowie automatisierte Entscheidungen im Vertrieb fallen unter den AI Act. Die Verordnung gilt für alle KI-Systeme, die in der EU genutzt oder verkauft werden – unabhängig davon, wo sie entwickelt wurden.
Damit soll sichergestellt werden, dass KI
- verlässlich (technisch stabil und nachvollziehbar),
- fair (diskriminierungsfrei) und
- transparent (klar erkennbar für Nutzer) eingesetzt wird.
Welche KI-Regeln gelten für Marketing und Vertrieb im B2B-Bereich?
Der AI Act stellt klare Anforderungen an den Einsatz von KI in B2B-Marketing und Vertrieb. Ein zentraler Aspekt ist die Transparenzpflicht: KI-generierte Inhalte müssen als solche erkennbar sein, wenn sie realistisch genug sind, um Menschen zu täuschen (z. B. Deepfakes, synthetische Stimmen).
Unternehmen müssen zudem offenlegen, wenn KI direkt mit Kunden interagiert – etwa durch Chatbots oder automatisierte Verkaufsgespräche.
Wichtig sind auch Datenqualität und Fairness: KI darf nur mit vollständigen, aktuellen und repräsentativen Daten arbeiten, um fehlerhafte oder verzerrte Ergebnisse zu vermeiden. Zudem müssen Algorithmen so gestaltet sein, dass sie keine diskriminierenden Entscheidungen treffen.
Als Hochrisiko-KI gelten Systeme, die automatisiert über geschäftskritische Entscheidungen wie Finanzierungen, Kreditvergaben oder individuelle Preisgestaltungen entscheiden – insbesondere dann, wenn sie ohne menschliches Eingreifen eingesetzt werden. Beispiele sind:
- Predictive Analytics: Prognostiziert zukünftiges Kundenverhalten basierend auf Vergangenheitsdaten und kann dabei z. B. Kreditwürdigkeit oder Vertragskonditionen beeinflussen.
- Automatisierte Kundensegmentierung: Erstellt Angebote oder Preise auf Basis persönlicher Kriterien wie Kaufhistorie, Standort oder Bonität.
Wird bei solchen Anwendungen nicht auf Fairness, Datenqualität und Transparenz geachtet, besteht das Risiko, dass bestimmte Kundengruppen benachteiligt werden – etwa durch unfaire Preisgestaltung oder diskriminierende Angebote.
Bestimmte KI-Systeme sind untersagt, wenn sie Menschen manipulieren, diskriminieren oder ihre Privatsphäre verletzen. Dazu gehören:
- Missbrauch personenbezogener Daten: KI darf keine sensiblen Daten (z. B. Ethnie, politische Ansichten, finanzielle Situation) ohne Zustimmung verarbeiten.
- Manipulative Praktiken im Vertrieb & Marketing: KI darf psychologische Schwächen nicht ausnutzen – beispielsweise durch personalisierte Werbung, die in besonders verletzlichen Momenten überteuerte oder unnötige Produkte bewirbt. Ein typisches Beispiel sind sogenannte Dark Patterns, bei denen Nutzer gezielt unter Druck gesetzt werden, etwa durch künstlich verknappte Angebote („Nur noch heute verfügbar!“), die algorithmisch gesteuert ausgespielt werden.
- Diskriminierung & ungerechtfertigte Beeinflussung: KI darf keine Gruppen systematisch benachteiligen, etwa durch unfaire Kredit- oder Preisentscheidungen basierend auf Geschlecht, Herkunft oder Wohnort.
Was müssen Unternehmen jetzt tun?
Um den Anforderungen des AI Acts gerecht zu werden, sollten Unternehmen folgende Maßnahmen ergreifen:
- KI-Systeme prüfen: Unternehmen müssen zunächst erfassen, welche KI-Systeme sie aktuell nutzen und ob sie den neuen Anforderungen entsprechen. Dabei sollten sie folgende Fragen klären: Nutzen wir KI für Marketing oder Vertrieb? Interagiert unsere KI direkt mit Kunden? Erstellt unsere KI Inhalte?
- Regulatorische Anforderungen verstehen: Unternehmen müssen ihre KI-Systeme gemäß den Risikokriterien des AI Acts einstufen. Klassische KI-Anwendungen wie personalisierte Werbeanzeigen (z. B. Google Ads, Meta Ads), E-Mail-Automationen oder Content-Generierung werden als geringes Risiko eingestuft – vorausgesetzt, sie enthalten keine diskriminierenden oder manipulativen Elemente. Hier gibt es keine generellen Verbote, sondern eher Transparenz- und Dokumentationspflichten. Chatbots im Kundenservice müssen dagegen klar als KI erkennbar sein, etwa durch Hinweise wie „Ich bin ein KI-gestützter Assistent“.
- Datenstrategie optimieren: Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre KI mit aktuellen und vielfältigen Kundendaten arbeitet, um faire und verlässliche Ergebnisse zu gewährleisten. B2B-Marketing und Vertrieb erfordern dabei gezielte Datenpflege – dazu gehört das regelmäßige Testen der KI-Modelle, um ungewollte Verzerrungen zu erkennen, sowie die Nutzung diverser Datenquellen, damit alle potenziellen Zielgruppen gleichberechtigt angesprochen werden.
- Compliance absichern: Wer frühzeitig mit IT und Rechtsabteilung zusammenarbeitet, kann Risiken minimieren.
Wer diese Schritte rechtzeitig umsetzt, vermeidet nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern stärkt auch das Vertrauen der Kunden.
Jetzt handeln, um zukunftssicher zu bleiben
Der AI Act bringt für Marketing und Vertrieb spürbare Veränderungen: Transparenz, Fairness und verantwortungsvoller KI-Einsatz werden zur Pflicht.
Als Online-Marketing-Agentur unterstützt ALEX & GROSS Unternehmen dabei, intelligente KI-Lösungen für Marketing und Vertrieb gezielt einzusetzen und so nachhaltige Erfolge zu sichern. Mit EVERLEAD bieten wir zudem eine innovative Vertriebs- und Marketingplattform, die smarte Funktionen für Lead Scoring, Kundenanalysen und Automatisierung auf Basis künstlicher Intelligenz bereitstellt.
Unternehmen, die frühzeitig handeln, erfüllen nicht nur die Compliance-Anforderungen, sondern sichern sich zugleich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil.
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